I.
O freundlich Thal, das ich wie
Heimath liebe!
O schöner Tag! des Lichtes
heitern Blicken
Erblüht des Herbstes farbiges
Entzücken,
Genuß des Sommers und des
Frühlings Triebe.
Die Erde feiert Trennung ihrer
Liebe,
Gerührt scheint sie die kinder
anzublicken,
Uns Ein Mahl noch an’s
Mutterherz zu drücken,
Daß in Erinnerungen Trost uns
bliebe.
Ich fühle dich, Natur, in
Liebe nahe,
Denn die ich lang’ entbehrte,
will ich grüßen,
Und meiner Eile gibt die
Sehnsucht Flügel.
Hier noch hinan, noch diesen
einen Hügel,
Dann seh’ ich sie, froh sink’
ich ihr zu Füßen,
- Ach! daß sie freundlich dann
den Freund emphahe!
II.
Ach! draußen rauscht des
Sturmes herbstlich Wehen,
Des Abends Gluth erblich der
dunkeln Macht,
Kein Stern glänzt durch die
schauervolle Nacht, -
Und in den Sturm hinaus heißt
du mich gehen?
Nicht länger soll ich deine
Schönheit sehen,
Du willst es nicht, daß
Tröstung mir erwacht,
Daß Hoffnung mir aus deiner
Nähe lacht,
Auch diese Blüthe soll mir
schnell verwehen?
Du sahst mein Glück in’s
Dunkel niedergleiten.
O laß mich hier zu deinen
Füßen weilen,
Und dir als Schwester meinen
Traum erzählen.
ich hoffte nie, du würdest in
mir deuten,
Ich will dein Herz mit keinem
Wunsche quälen,
Doch könntest du den
Liebekranken heilen!
III.
Der Sturm drängt hart, mein
Fuß wird bald ermüden.
Oft strauchelnd an des Ufers
dunkeln Pfad,
Da fühl’ ich tief, daß ich
vergebens bath,
Und daß zum Loos Entbehrung
mir beschieden:
Jetzt, da ich, weinend, still
von ihr geschieden,
Fühl’ ich der Sinnen
streitenden Verrath,
Und die Begierde, die mir
dringend naht,
Vorher gescheucht von ihrer
Nähe Frieden.
Der Wohnung Licht seh’ ich im
Thale blinken,
Da blühet ihrer Reize holdes
Leben,
Da wallt ihr Busen, glühen
ihre Wangen.
O könnt’ ich dieser Lippen
Süße trinken,
An diesem Busen lagern mein
Verlangen,
Die trunknen Sinne diesem Reiß
ergeben!
IV.
Die Nacht verhüllt den Sturm
mit ihren Schwingen,
Der Wünsche Streit erweckt den
jungen Muth,
In Einsamkeit entzündet sich
die Gluth,
Und duldet nicht, daß
Schmerzen mich bezwingen.
Schon hör’ ich meine Brüder
Hymnen singen,
Im Becher glänzt der jugend
bestes Blut.
Auf! laßt uns fort! dort
flammt des Krieges Wuth,
Dort laßt uns siegen, oder
sterbend ringen! –
Da winkt mein Schutzgeist
meines Lebens,
Und freudig leg’ ich Schwert
und Rüstung ab,
Verhülle willig Leiden, Kraft
und Wuth.
Lebt wohl, ihr muthigen
Gesellen meines Strebens,
Leb’ wohl, du schöne Hoffnung
meiner Gluth! –
Von neuen greif’ ich nach dem
Wanderstab!